Begehbarer Betonabguss einer Plattenbauwohnung
Im halleschen Stadtteil Silberhöhe realisierte die in Hannover-Langenhagen lebende Künstlerin Dagmar Schmidt ihre Arbeit „Grabungsstädte“. Die Skulptur thematisiert die Plattenbausiedlung Silberhöhe. Die Idee dazu ging aus einem Kunstsymposium hervor, das 2003/2004 in der Silberhöhe stattfand. Die Wohnungsgesellschaft „Frohe Zukunft“ stellte zur Realisierung ein Budget bereit. Die begehbare Bodenskulptur „Grabungsstädte“ zeigt auf 36 x 12 Metern das Innenleben von Plattenbauwohnungen. Die Künstlerin hat dafür den Originalgrundriss und Wandteile eines ehemaligen Wohnhauses verwendet. Sie bearbeitete insgesamt sechs Drei-Raum-Wohnungen und stattete sie mit Beton-Möbeln in zeitgemäßem Design aus. Die in Beton konservierte Wohnwelt verweist auf die Ursprünge des Plattenbauviertels, das seit einigen Jahren im Projekt „Silberhöhe – Die Waldstadt“ neu strukturiert und umgebaut wird. Wo üblicherweise Neubauten mit Kunst im besten Falle bereichert werden, ist Dagmar Schmidts prämiertes Werk eine Art Abgesang, eine Metapher für das Verschwinden von Gebäuden und Städten.
Beton
Die Skulptur nimmt die Beton-Ästhetik der sie umgebenden Plattenbauten auf und wandelt sie künstlerisch um. Am Ort eines abgerissenen Blocks vom Typ P2 mit innen liegendem Treppenhaus hat die Künstlerin den Grundriss originalgetreu mit Umfassungsmauern bis auf Brusthöhe nachgezogen. Verwendet wurden dabei Reste der rückgebauten Originalfertigteile. So wird die Grundstruktur des Plattenbaus wieder als Relief erfahrbar. Die Pointe stellt sich mit der Ausstattung der „Wohnungen“ ein: Hier trifft man auf typisiertes Mobiliar aus Beton. Für den Abguss von Sofas, Stühlen, Betten, Badewannen, Schrankwänden und Küchenzeilen scheute sie unter Mitarbeit des Bildhauers Andreas Freyer keinen Aufwand. Im Betonwerk Plötz nahmen sich Lehrlinge, Umschüler und der Betonlehrmeister Joachim Trautwein des ebenso ungewöhnlichen wie schwierigen Gussvorgangs an.
Auszeichnung
Die Künstlerin wurde für ihre Arbeit mit dem mfi Preis für Kunst am Bau 2006 ausgezeichnet.
Für das Kunstwerk erhielt die Künstlerin 2006 – als erste Frau – den mit 50.000,- € dotierten mfi Preis Kunst am Bau.
Er zählt zu den höchstdotierten Kunstpreisen Europas.
Charakteristik
Die begehbare Bodenskulptur „Grabungsstaedte“ zeigt auf 36 x 12 Metern das Innenleben von Plattenbauwohnungen. Die Künstlerin Dagmar Schmidt verwendet dafür den Original-Grundriss und Wandteile eines ehemaligen Wohnhauses, bearbeitet es zu sechs 3-Raum-Wohnungen und stattet es mit Beton-Möbeln in zeitgemäßem Design aus. Die in Beton konservierte Wohnwelt verweist auf die Ursprünge des Plattenbauviertels, wo nach der Wende die nicht mehr zeitgemäßen Häuser teilweise abgerissen werden.
Bautafel
Künstlerin:
Dagmar Schmidt, Hannover-Langenhagen
Projektbeteiligte:
Andreas Freyer, Halle (Bildhauer); Joachim Trautwein, Plötz (Betonwerk)
Bauherr:
Wohnungsgesellschaft „Frohe Zukunft“ Fertigstellung: Oktober 2005
Standort:
Halle-Silberhöhe
Bildnachweis:
Reinhard Hentze, Halle